Human Activity Recognition. KI-basiertes Gatekeeping im öffentlichen Raum

Gabriele Schabacher | Sophie Spallinger

Der Beitrag von Gabriele Schabacher und Sophie Spallinger »Human Activity Recognition. KI-basiertes Gatekeeping im öffentlichen Raum« untersucht infrastrukturelle Überwachungsregime, die Gatekeeping nicht als Zugangskontrolle gestalten, sondern beim Verhalten von Personen ansetzen. Im Mittelpunkt steht die sogenannte Human Activity Recognition, die auf der Basis von Videodaten deviante Bewegungen im öffentlichen Raum erkennen soll, um Straftaten zu verhindern. Am Beispiel eines bundesdeutschen Modellversuchs in Mannheim (2018–2026), der ein solches Verhaltenserkennungssystem testet, wird analysiert, welchen Bedingungen diese Form von distribuiertem Gatekeeping unterliegt, wie es operativ funktioniert und wie es environmental eingebettet ist. Auf der Basis empirischen Materials geht der Beitrag dazu der Genealogie des Modellversuchs nach, befragt die aufwendige Konstruktion von ›Kriminalitätsschwerpunkten‹ sowie von ›polizeilich relevantem‹ Verhalten, diskutiert den praktischen Einsatz und skizziert erzielte Ergebnisse sowie öffentliche Kritik. Die leitende These ist, dass es sich bei den betreffenden KI-Systemen um Medien eines umweltlichen Gatekeeping handelt, die die öffentliche Ordnung stabilisieren, indem sie den Einsatz solcher Technologien durch die Unauffälligkeit und testweise Implementierung normalisieren.

Schabacher, Gabriele/Spallinger, Sophie (2025): »Human Activity Recognition. KI-basiertes Gatekeeping im öffentlichen Raum«, in: Franziska Reichenbecher und Gabriele Schabacher (Hg.): Medien des Gatekeeping. Akteure, Architekturen, Prozesse, Bielefeld: Transcript, S. 287-327.